27.09.2021

Vormundschaft: Welche Rechte und Pflichten hat ein Vormund?

Unterkunft, Verpflegung und schulische Bildung: Eltern sorgen für ihre Kinder. Das deutsche Recht geht grundsätzlich davon aus, dass sich zumindest ein Elternteil um die Belange des eigenen Kindes kümmert. Es kann jedoch sein, dass Eltern ihre Vormundschaft abgeben möchten oder gar müssen. Beispielsweise aufgrund einer Krankheit oder eines Unfalls. In solchen Fällen sieht der Gesetzgeber eine Vormundschaft vor. Was sich dahinter verbirgt, wann eine Vormundschaft infrage kommt und wer diese übernehmen kann, wird hier erklärt.

Was ist eine Vormundschaft und wann wird ein Vormund bestellt?

Der Begriff Vormundschaft bezeichnet die gesetzlich geregelte, rechtliche Fürsorge für eine unmündige, geschäftsunfähige Person (Mündel). Eine Vormundschaft existiert in Deutschland ausschließlich für Kinder unter 18 Jahre.

Eltern dürfen die Vormundschaft abgeben, wenn sie die Fürsorge für ihr Kind gem. § 1626 BGB und § 1631 BGB aufgrund von Krankheit, Unfall oder anderen Gründen nicht mehr leisten können. Darüber hinaus kann eine Vormundschaft erforderlich sein, wenn:

  • beide Elternteile verstorben sind
  • beide Eltern ihre Berechtigung zur gesetzlichen Vertretung des Kindes verlieren
  • der Familienstand eines Kindes nicht zu ermitteln ist (Findelkind)


Das Jugendamt kann eine Amtsvormundschaft anordnen. Dies ist unter anderem der Fall, wenn die Eltern nicht verheiratet sind und das Kind einen Vormund benötigt, z.B. weil die Mutter minderjährig ist.

Vormundschaft, Pflegschaft und Betreuung: Das sind die Unterschiede

Die Begriffe Vormundschaft, Pflegschaft und Betreuung werden häufig synonym verwendet – zu Unrecht. Denn während ein Vormund die Verantwortung für alle Lebensbereiche des Kindes übernimmt, bezieht sich eine Pflegschaft lediglich auf einzelne, konkrete Angelegenheiten. Sind die Eltern oder der Vormund eines Minderjährigen beispielsweise verhindert, das Kind im Kindergarten anzumelden, kann diese Aufgabe im Rahmen einer Pflegschaft an einen Ergänzungspfleger übertragen werden.

Die Betreuung hingegen gilt ausschließlich für Erwachsene und berührt – im Gegensatz zur Vormundschaft – nicht die Geschäftsfähigkeit des Betreuten. Eine Betreuung wird vom Betreuungsgericht angeordnet, wenn der betroffene Volljährige infolge seines körperlichen oder geistigen Zustandes nicht mehr in der Lage ist, seine Angelegenheit selbst zu besorgen. Ein Betreuer darf jedoch nur dann bestellt werden, sofern kein gesetzlicher Vertreter existiert und keine anderen Hilfen in Anspruch genommen werden können.

Vormundschaft: Rechte und Pflichten

Ein Vormund wahrt und vertritt die Interessen eines minderjährigen Kindes. Er entscheidet z.B. über:

  • die Unterbringung
  • medizinische Behandlungen
  • Verträge
  • die Vermögensverwaltung
  • die schulische und berufliche Ausbildung
     

Wird eine Vormundschaft vergütet?

Eine Vormundschaft für ein Kind zu übernehmen, ist ein unbezahltes Ehrenamt. Vormünder erhalten jedoch eine Aufwandsentschädigung für ihre Ausgaben. Lediglich in Fällen, in denen eine Berufsvormundschaft vorliegt, sieht das Vormünder- und Betreuervergütungsgesetz eine Vergütung vor.

Vormundschaft beantragen oder Vormund bestimmen: Wie ist das möglich?

Vormundschaft auf Antrag: Das ist in Deutschland nicht möglich. Das Vormundschaftsrecht schließt die Beantragung einer Vormundschaft aus. Wer die Verantwortung für ein minderjähriges Kind übernehmen möchte, kann dies lediglich anregen. Die endgültige Entscheidung trifft das Familiengericht.

Wer vom Familiengericht zum Vormund bestimmt wurde, muss diese Aufgabe wahrnehmen. Andernfalls droht ein Zwangsgeld. Eine Vormundschaft lässt sich gem. § 1786 BGB nur unter bestimmten Bedingungen straffrei ablehnen. Beispielsweise dann, wenn der Vormund zu alt (60 Jahre oder mehr) ist, unter gesundheitlichen Einschränkungen leidet oder zu weit entfernt wohnt.

Vormundschaft im Todesfall

Und nach dem Tod der Eltern? Mutter und Vater können testamentarisch bestimmen, wer nach ihrem Tod der Vormund ihres Kindes sein soll. Auf die gleiche Weise können bestimmte Personen von der Vormundschaft ausgeschlossen werden. An den letzten Willen der Eltern ist das Familiengericht gebunden. Ausnahme: Wichtige Gründe – wie beispielsweise die Nichtverfügbarkeit des ausgewählten Vormunds – sprechen dagegen.

Wer kann Vormund werden?

Sofern kein Vorschlag der Eltern vorliegt, entscheidet das Familiengericht über den Vormund. Wer sich als Angehöriger selbst ins Spiel bringt, wird vom Gericht auf charakterliche Eignung und persönliche Bindung zum Kind überprüft.

Findet das Familiengericht keinen passenden Kandidaten, werden ehrenamtliche Vormünder gesucht. Dies können beispielsweise Pflegeeltern sein. Bleibt auch diese Suche erfolglos, ist gem. § 1791c BGB eine sogenannte bestellte Amtsvormundschaft möglich. Dabei übernimmt ein Vormundschaftsverein oder ein Mitarbeiter des Jugendamts die Vormundschaft.

Wann endet die Vormundschaft?

Eine Vormundschaft endet zwingend, sobald das minderjährige Kind bzw. dessen junge Mutter das 18 Lebensjahr erreichen. Darüber hinaus ist eine Vormundschaft beendet, wenn:

  • das Kind stirbt
  • das Kind adoptiert wird
  • die Eltern eines Findelkindes ermittelt wurden und die elterliche Fürsorge übernehmen
  • das Familiengericht die Vormundschaft aufhebt, weil der Anlass dafür wegfällt.

Dieser Blog-Beitrag wurde von unserer Partnerkanzlei VETO Rechtsanwaltsgesellschaft mbH auf rechtliche Korrektheit überprüft.

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